Huawei-Smartphones bald ohne Google?
Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Google hat dem chinesischen Technikkonzern Huawei offenbar die Lizenz zur Nutzung seines mobilen Betriebssystems Android entzogen. Damit können auch keine Google Apps oder der Browser Chrome, YouTube oder Gmail auf den Handys von Huawei genutzt werden.
Das gilt jedoch erst einmal nur für neue Smartphones. Aber auch ältere Modelle sind betroffen. Es ist davon auszugehen, dass keine Updates mehr bei den Apps vorgenommen werden können. Grund für den Ärger: Der Handelsstreit mit den USA und angebliche Spionagevorwürfe. Die Märkte reagieren auf die Ankündigungen von Google geschockt.
Wie konnte es zu der Entscheidung von Google kommen?
Dem chinesischen Konzern wird durch die USA seit einiger Zeit vorgeworfen, dass die chinesische Regierung mithilfe seiner Produkte Spionage betreiben könnte. Selbst Deutschland wurde heftig dafür kritisiert, dass Huawei einen Großteil der Technik für den Ausbau des 5G-Netzes bereitstellen wird. Huawei dagegen beteuert, dass seine Geräte und Installationen nicht für Spionagezwecke genutzt werden.
Im Ausbau von 5G-Netzen Huawei mit seinen Antennen und den entsprechenden Smartphones dazu gehört Huawei zu den weltweit führenden Anbietern.
Nun hat das amerikanische Handelsministerium Huawai zusammen mit etwa 70 seiner Tochtergesellschaften nach einem Dekret von Präsident Trump auf die schwarze Liste gesetzt. Keine US-Firma darf ohne Zustimmung des Ministeriums Geschäfte mit Huawei machen.
Das betrifft unter anderem auch die Marke Honor und andere durch den Konzern vertriebenen Gerätschaften. Alle Smartphones nutzen Herstellers Android als Betriebssystem. Vielbenutzte Apps wie Google Chrome, Gmail, Google Maps oder YouTube sind in der Regel bereits vorinstalliert oder können kostenlos aus dem Google Play Store+ geladen werden.
Beliebte Apps, beispielsweise für Sportwetten funktionieren weiterhin auf Huawei Smartphones. Tests zu den besten Anbietern finden sich bei Anbieter.org.
Google folgt brav – Auslöser dürfte der Handelsstreit zwischen den USA und China sein
Google jedenfalls folgt dem Erlass des US-Handelsministeriums und hat dir Kündigung der Lizenzen für die Nutzung seiner Produkte durch Huawei eingeleitet, um nicht selbst ins Fadenkreuz der US- Behörden zu gelangen. In China ist das Angebot von Google-Dienste ebenfalls durch den Staat limitiert. Infineon, Qualcomm, Broadcom und Xilinx sind bereits dem Beispiel von Google gefolgt und haben einen Verkaufsstopp an Huawei angeordnet.
Ein Zusammenhang mit dem aktuell weiter eskalierenden Handelsstreit zwischen den USA und China dürfte nicht weit hergeholt sein. Viele vermuten hierin den eigentlichen Grund für die nun eingeleiteten Schritte.
Eine Zäsur am Markt für Telekommunikationssysteme
Der Markt für Huawei-Produkte in Europa und den USA dürfte somit wohl einbrechen. Huawei hat bereits Klage in den USA gegen die gegen den Konzern verhängten Maßnahmen eingereicht. Viele Tech-Aktien sind seit ein paar Tagen mächtig unter Druck. Es muss erst einmal genau analysiert werden, welche Auswirkungen die Entscheidung des US-Handelsministeriums auf das eigene Geschäft haben. Die 90-Tage Übergangsfrist dürfte nur für eine kurzzeitige Beruhigung der Märkte sorgen. Wenn das Verbot dauerhaft aufrechterhalten bleibt, hat das weltweit erhebliche Konsequenzen. So könnten auch alle deutschen Produzenten oder Dienstleister nach dem Beispiel der Sanktionen gegen den Iran gezwungen sein, ihre Geschäfte mit Huawei einzustellen, wenn sie parallel auch auf dem US-Markt aktiv sein wollen.
Welche Alternativen bestehen für Besitzer eines Huawei-Smartphones?
Wer bereits ein Huawei-Smartphone besitzt, kann zunächst weiterhin alle installierten Dienste und Applikationen von Google nutzen. Das US-Handelsministerium hat eine 90 Tage Frist gesetzt, um es Huawei-Kunden zu erlauben, ihre Updates für bestehende Systeme vorzunehmen oder umzurüsten. Dazu muss man wissen, dass Huawei auch in den USA stark engagiert ist. Huawei ist nach dem Marktführer Samsung die Nummer zwei auf dem Markt für Smartphones. Apple belegt Platz drei.
Neue Produkte von Google können durch Huawei Kunden wohl nicht genutzt werden.
Von dem Verbot ausgenommen ist die Open-Source-Variante von Android mit denen ebenfalls ein Zugriff auf YouTube oder Chrome möglich ist. Die Vernetzung der einzelnen Dienste dürfte allerdings schwierig werden. Außerdem ist die Installation des Open Source-Systems nicht ganz einfach, sodass es sich um keine praktikable Alternative handelt.
In der EU müssen Lösungen her wie man sich von den großen Tech-Unternehmen in den USA und Asien unabhängiger machen kann
Das Beispiel Huawei zeigt einmal mehr, wie anfällig Europa von den Entscheidungen der großen Tech-Konzerne und der Regierung in den USA ist. Das zeigt sich aktuell im Ausbau des 5G-Netzes. Huawei ist vielen Anbietern bereits mehrere Jahre voraus. Ein nachträglicher Ausschluss von Huawei auf Druck der USA könnte die Entwicklung der Infrastruktur, aber auch anderer Technologien wie das autonome Fahren oder die Vernetzung der Dinge um einige Jahre zurückwerfen.
Die Abhängigkeit zeigt sich aber auch am Beispiel von Android. Die Alternativen aus Europa zu Android und iOS auf dem europäischen Markt mögen vielleicht noch praktikabel sein. Problematisch wird es jedoch bei den Applikationen wie Browser, Map-Anwendungen oder anderen Plattformen für die aktuell keine europäischen Alternativen in Sicht sind.